Bericht

Pilot-Projekt zum Spitex Modell 1.0


Mit dem ersten Modell haben wir neuartige Angebote zur Peerbegleitung im ambulanten Setting von kleinen und mittleren Spitex-Organisationen mit einem öffentlichen Versorgungsauftrag geschaffen. Das Angebot umfasst offene Ambulante Recovery-Gruppen (kurz ARG), aufsuchende Peers als Beauftragte vom Fachpersonal und zudem, dass Peer im milieutherapeutischen Ansatz (Kochen, Basteln und in der Bewegung) eingesetzt werden können oder in der Adhärenz-Therapie.

Spitex oberes Worblental BE

unser Konsortium-Partnerin mit dem Versorgungsgebiet: Gemeinden Worb, Stettlen und Vechigen.

 

Am 7. Oktober 2021 ist es soweit. «Erster Einsatz, erster Tag...trotz leichter Nervosität spüre ich Vorfreude auf die Klientin. Wir betreten das grossartige Bauernhaus und ich bemerke eine wunderbare Energie. Das Haus ist umgeben von purer Natur.... ja, da werde ich mich wohlfühlen und Gutes tun können» so erlebt Peer Sybille mit ihren Worten den Start vom ersten Piloten.

 

Als öffentliche Spitex, etablierte die Spitex mit uns eine offene Ambulante Recovery-Gruppe und bringt Peers im Auftrag der Psychiatrie Fachpersonen aufsuchend zum Einsatz. Von Netzwerk Gesundheit Schweiz (kurz NGCH) erhält sie dazu die Dienst-/Leistungsangebote, das Projektmanagement, den Betrieb und Peerverleih. Die Peerbegleitungen erfordern einen hohen Qualitätsstandard, den wir von NGCH sicherstellen. Unser Evaluationspartner ist die Berner Fachhochschule BFH.

 

Foto (2021): Peer Sybille (links) und Fachperson Stephanie (rechts).

Spitex AareBielersee

unsere Partnerin mit dem Versorgungsgebiet: Gemeinden Bellmund, Ipsach, Ligerz, Meinisberg, Nidau, Orpund, Port, Safnern, Scheuren, Sutz-Lattrigen und Twann-Tüscherz.

 

«Als wir zum ersten Mal von Peers in der ambulanten Psychiatriepflege hörten, löste dies quer durch unsere Institution grosses Interesse aus: Wir wollen aktiv bei der Etablierung von Peerbegleitungen mitwirken und nicht abwarten, bis alles fertig gestaltet ist!

 

Wir gehen davon aus, dass sich mit dem Peer-Ansatz die Qualität und der Mehrwert für unsere Klientinnen und Klienten, wie auch für unser Fachpersonal steigern lässt, um auch als attraktiver Arbeitgeber dazustehen.

 

Die Mischung von Fachwissen ergänzt mit Selbsterfahrung finde ich sehr bereichernd und ich hoffe, unsere Klienten können so auf ihrem Genesungsweg noch mehr profitieren.

 

Für uns als Fachpersonen wird es auch neu sein. Gefühle von Spannung, Freude und Motivation begleiten dieses Projekt.

Die Zusammenarbeit und direkte Unterstützung durch das Netzwerk Gesundheit Schweiz, welches uns auch von administrativen Arbeiten zum Peer-Personalmanagement (wie z.B. die Rekrutierung, monatliche Abrechnung, Personalentwicklung und Betreuung) entlastet, erlebe ich als sehr fördernd.

 

Persönlich ist dieses Projekt für mich und mein Team eine willkommene Herausforderung auf verschiedenen Ebenen, die Diversität der beteiligten Menschen macht es umso spannender und ist eine grossartige Bereicherung» (Mauri, Teamleiter Psychiatriepflege).

 

Foto (2021): Teamleiter Mauri.

no. 3: ohne Titel

Spitex ReBeNo

unsere Partnerin mit dem Versorgungsgebiet: Gemeinden Bremgarten b. Bern, Meikirch, Kirchlindach, Wohlen b. Bern und Zollikofen.

 

In Zusammenarbeit mit uns  NGCH  ergänzte die Spitex Geschäftsstelle das Angebot 2021/2022 mit einer offenen peer-geleitete Ambulanten Recovery-Gruppe am Standort Zollikofen (jeweils am ersten und dritten Dienstag jedes Monats von 17.00 bis 18.30 Uhr. Das Angebot war für die Teilnehmenden kostenlos und wurde von der Spitex offeriert). Damit gibt es mit den ersten drei Spitex-Organisationen um Bern an den Standorten Worb, Nidau und Zollikofen entsprechende Ambulante Recovery-Gruppen, die auch für Nicht-Klienten der Spitex zugänglich waren. Auch die Spitex ReBeNo setzt zukünftig auf aufsuchende Peers.

Fazit

Nach diesem ersten Piloten zeigt sich, dass das Fachpersonal bereits nach kürzester Zeit nach dem Produktivstart Entlastung und mehr Zufriedenheit erfahren. Mit der Peer-Ressource zur Hand gewinnt die tägliche Arbeit an Tiefe und ist eine Bereicherung, auch für die Klienten. Die Entlastung der Fachpersonen durch Peers bringt auch die Spitex wirtschaftlich voran, da mehr Zeit für die Bedarfsabklärung, A-Leistungen und Neuzugänge besteht, sodass die anfallende Arbeit überhaupt bewältigt werden kann. Beim zunehmenden Fachkräftemangel, wird es über Kurz oder Lang wohl unumgänglich sein Peers in die Versorgungskette aufzunehmen  – Menschen mit einer eigenen und einzigartigen Erfahrung, Modelle und Vorbilder, die Hoffnung geben. Das aufsuchende Begleiten stellte sich nach einem Jahr als weitaus wirkungsvoller heraus, als das Gruppensetting der Ambulanten Recovery-Gruppen (kurz ARG), welche per Ende Oktober 2022 eingestellt wurden. Ein Blick auf andere (Dritt-)Projekt zeigt, dass mindestens 2 Jahre benötigt wurden bis eine ARG an Schwung aufnimmt. Parallel zeigt die studentische Evaluation von BFH auf Stufe Klienten, dass 3 von 4 Klienten nach einer 6-monatigen aufsuchenden Peer-Begleitung eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erfahren und keine negativen Auswirkungen entdeckt werden konnten. Für die Weiterführung des Piloten und im Übergang zum Regelbetrieb in 1-2 Jahren, werden die Peer-Beschäftigungsgrade im Modell 2.0 von 50 Prozent auf neu 110-120 Prozent aufgestockt. Damit kommen zukünftig auf eine kleine-mittlere Spitex 2 Peers mit einem Beschäftigungsgrad von jeweils 20 Prozent zum Einsatz.

 

Weiterführende Information, unter:

Möchten Sie mehr darüber erfahren und Möglichkeiten zur Umsetzung in Ihrer Spitex-Organisation erhalten?

info(at)ngch.ch

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