X-Peer steht für Expert-Peer, also einen Menschen mit Expertise zur eigenen Erfahrung aus der Psychiatrie oder auch zu körperlichen Belastungen, chronischen Krankheiten, Handicaps und Verlusten.
Das X steht zudem für die Vielfalt der Themen und, dass jeder Mensch, jeder Fall einzigartig ist. Und so stehen auch die folgenden Fragen zur Diskussion:
Wer ist ein*r Peer und was machen Peers?
Unter Peer-to-Peer versteht man allgemein die Kommunikation unter Gleichen. Im Umfeld der Psychiatrie spricht man von sogenannten «Experten aus eigener Erfahrung», Peers sind hier Gleichbetroffene (zu diversen Themen). Die Gleichaltrigkeit bezieht sich i.d.R. auf das Kind- und Jugendalter, Erwachsenenalter und Senioren. Dazu kommt auch, dass in der Somatik (zu körperlichen Belastungen, chronischen Krankheiten und handicapierte Menschen) vermehrt von Peers gesprochen wird. Das Spektrum ist hier sehr breit: Die verschiedenen Plegien, Multiple Sklerose, Krebs (verschiedenste Arten), Morbus Crohn, Diabetes, Seh- und Hörbeeinträchtigungen, Amputation, Chronische Schmerzen etc. Und auch beim Verlust von Kindern und Lebenspartnern kann ein Peer helfen.
Peers für psychische Gesundheit begleiten Menschen aus der Krise heraus und auf dem weiteren Genesungsweg, sie sind Vorbild und Modell. Sie sind betreffend ihrer eigenen Geschichte reflektiert und können daraus mit Patienten und Klienten Strategien ableiten, um auf «Augenhöhe» in Kontakt zu treten, Vertrauen zu schaffen und Hoffnung zu vermitteln – auch selber profitieren sie von ihrer Tätigkeit als Genesungsbegleiter, wie Peers auch genannte werden. Die psychosoziale Peer-Arbeit fasst etwas weiter und bietet auch Sozialarbeit z.B. durch (spezialisierte) Somatik-Erfahrene an.
Wo arbeiten Peers?
Im Kontext der stationären Psychiatrie, Ambulatorien und betreutem Wohnen hat sich seit 2009 auch in der Schweiz die Peer-Arbeit als junge Disziplin verbreitet. Im ambulanten Bereich gibt es vereinzelte Angebote und Netzwerk Gesundheit Schweiz setzt sich mit eigenen Projekten und indem Sie die fehlenden Grundlagen dazu schafft dafür ein, die Begleitung durch Peers im ambulanten Setting auszurollen:
Peers kommen somit in der Behandlung, Pflege, Beratung, Öffentlichkeits- und Medienarbeit, Bildung, Forschung und Politik zum Einsatz, aber auch in der Kunst und Kultur.
Welche Methoden wenden Peers an?
Das wichtigste für einen Peer ist das Selbstmanagement, seine eigenen Emotionen und Stress regulieren zu können und eigene Skills erarbeitet zu haben. Dies ist die Grundlage für die Begleitung von Patienten und Klienten durch Peers. Peer-Support fokussieren auf Erfahrungsaustausch, um sogenanntes WIR-Wissen aufzubauen. Entsprechende Peers bieten zudem eine emotionale und soziale Stütze. Sie helfen aber auch instrumentell und je nach Peer bei der Administration.
Peer-Arbeiter und Genesungsbegleiter sind mit dem Recovery und Empowerment Ansatz vertraut (vgl. EX-IN). Betroffene Menschen zu stärken und den Einfluss auf ihr eigenes Leben zurückzugewinnen, sich zu emanzipieren, das alles bedeutet Empowerment. Dazu kommen Elemente, wie Selbstbestimmung, Selbsthilfe und die Teilhabe an der Gesellschaft. Die Genesung in den Mittelpunkt zu stellen, wobei die Heilung nicht als vollständig verstanden wird, und ein freudvolles, zufriedenes Leben zu ermöglichen, das steht hinter dem Begriff Recovery.
Peers sind keine Therapeuten, können aber eine therapeutische Wirkung haben, wobei auch Peers mit einer entsprechenden Qualifikation therapeutisch arbeiten können, z.B. im Milieu-therapeutischen Ansatz (Kochen, Basteln und Bewegen) oder in der Adhärenz-Therapie.
Im Weiteren können Peers in der Sensibilisierung, Aufklärung und Entstigmatisierung mitwirken.
Wieviel verdient ein Peer, wie steht es um die Arbeitsbedingungen?
Die Kooperation vom Verein PRIKOP, der Stiftung Pro Menta Sana, Verein EX-IN Schweiz und der ehem. Fachverband Peer+ haben Praxisempfehlungen zur Anstellung von Peers in Institutionen entwickelt. Peers sollten im angepassten Beschäftigungsgrad mindestens zu zweit in einer Institution (zum Austausch untereinander) vorhanden sein, die Einbindung in den Prozess und ins Team sind wesentliche Erfolgsfaktoren und Motivatoren. Peers sind auch an die ethischen Standards und die Schweigepflicht gebunden.
Empfohlen wird, dass das Lohnniveau für Peer-Mitarbeitende in der Mitte zwischen Fachleuten Gesundheit FaGe (EFZ) und Pflegefachpersonen HF liegt. Eine Peer-Lohnstudie (2020) aus der Psychiatrie zeigt mit Brutto-Stundensätzen von 25 bis 37 Franken einen Monatslohn beim Vollzeitäquivalent von 4'200 bis zu 6'500 Franken inklusive Anteil 13ter.
Netzwerk Gesundheit Schweiz setzt sich dafür ein, dass Peers eine Supervision und nach Bedarf eine Coaching erhalten. Die Förderung durch Weiterbildung und Resilienz-Trainings gehört dazu. Zudem wird auch ein Augenschein zum Stress-Geschehen der Peer-Mitarbeitenden genommen.
Was zeichnet eine*n Peer aus?
Eine Fachperson aus dem Spitex Setting meinte: «Uns ist es wichtig, dass die Peer-Person kontaktfreudig, kommunikativ, emphatisch, vertrauenswürdig und reflektiert ist. Sie sollte psychisch stabil sein. Die Person braucht einen Führerausweis. Das Geschlecht und das Alter sind nicht relevant. Es braucht keine Spitex Erfahrung.»
Peers sollten zudem nicht nur über Krisenerfahrung, sondern auch über ausreichend Lebenserfahrung verfügen. Je nach Setting sind spezifische Ressourcen, Setting-Erfahrungen, eigenen Themen und die Sprachkenntnisse von Bedeutung. Peers sollten auch mit einfachen administrativen Aufgaben betraut werden können und Branchenkenntnisse besitzen.
Selbstmanagement, ensa-Handlungskompetenzen im Umgang mit Krisen, der Austausch von Erfahrungswissen, Empowerment und Recovery können gelernt und trainiert werde, wie auch therapeutische Ansätze. Dazu orientiert sich Netzwerk Gesundheit Schweiz an den folgenden Stufen:
Selbstmanagement als Basis und
no. 2: Vortex
Hinweis: Netzwerk Gesundheit Schweiz engagiert sich vorwiegend im ambulanten Arbeitseinsatz von Peers, im Tandem mit Fachpersonen und Fachorganisationen. Betreffend der Fort- und Weiterbildung arbeitet wir mit Vereinen, Instituten zusammen und in Programmen mit.
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